Paulus 2024/03
Die österliche Bußzeit
Liebe Pfarrgemeinde, liebe Freunde von Krems-St. Paul!
Mit dem Aschermittwoch treten wir in die Atmosphäre der österlichen Bußzeit ein. Diese Zeit soll dazu genutzt werden, einen persönlichen und gemeinschaftlichen Weg der inneren Umkehr und der geistlichen Erneuerung zu beschreiten. In den kommenden Tagen und Wochen werden wir oft „die Einladung“, „umzukehren und an das Evangelium zu glauben“ hören und dabei angeregt, das Herz für die göttliche Gnade zu öffnen. So gibt es am Aschermittwoch den symbolischen Ritus, nämlich das Auflegen der Asche. Doch kennen wir noch seine Bedeutung? Ist das nur ein „Ritualismus“?! Er hat einen doppelten Sinn:
Der erste Sinn: Die Liturgie des Aschermittwochs und der kommenden 40 Tage in der Lesung des Propheten Joel mahnt, dass wir der Aufrichtigkeit des Herzens folgen sollten, die dann durch die jeweiligen Werke sichtbar wird. Der Prophet fragt: „Was nutzt es die Kleider zu zerreißen, wenn das Herz fern von Gott ist?“ Für den Propheten Joel ist die Umkehr zu Gott und der Sinn meines Da-Seins wichtig. Die ganze Fastenzeit soll dazu dienen, dass man „ein neues Herz und einen neuen Geist“ erhält. Das heißt, dass das Wichtige vom Wesentlichen unterschieden werden kann. Hat das was und wie ich etwas tue einen guten Sinn?! Trägt es mich? Erfüllt es mich? Bin ich hierbei in der Beziehung mit Gott?
Ein weiterer, zweiter Sinn der Fastenzeit ist ein „kämpferischer“. Die christliche Tradition sieht den Christen, besonders in der Fastenzeit, im geistlichen Kampf stehen. Dieser besteht nicht wie viele meinen im Hungern, im Verzichten auf… oder im Nichtkonsumieren gewisser Dinge (wie Fernsehen, Alkohol, Süßigkeiten,…), sondern es geht um etwas viel Tieferes. Es geht um einen Kampf, der sich im inneren Menschen vollzieht, der Kampf gegen das „BÖSE“ in mir. Böse im biblischen heißt, dass was mich in meinem Mensch-Sein verkrümmt. Etwas will mich hindern, meine Berufung als wahrer Mensch und Christ zu leben. Es besteht die Möglichkeit in meinem Leben, dass ich mein Mensch-Sein, welches mir von Gott zugedacht worden ist, nicht lebe oder leben kann.
Das Liturgische Jahr B, in dem wir dieses Jahr sind, hat den Schwerpunkt der Texte den „Bundesschluss mit Gott“ (1. So. Sintflut / 2. So. Abraham / 3. So. Exodus aus Ägypten / 4. So. Bund als Sinnfindung des Lebens / 5. So. der seinen Bund erneuert und Leben schenkt Jeremia). In all diesen Bildern und Texten wird uns angedeutet, was unter „Bund“ verstanden wird. Nämlich, dass sich Gottes Geist mit dem menschlichen Herzen verbinden möchte. Dass die menschlichen Sehnsüchte und dass was Gott für uns möchte (Mensch- Sein zu leben) eins werden wollen. Nicht wie im AT anhand von „steinernen Tafeln“ von außen verordnet, senkt Gott es durch seinen Heiligen Geist, das Gebot der Liebe, in das Herz des Menschen ein. Alle diese Bilder und Lesungen möchten andeuten, dass ich als Mensch ohne diese Liebe Gottes nicht auskommen kann. Diese Liebe ist wie ein „Antriebsmotor“ für mein Leben. Denn erst diese Liebe führt mich zur Freiheit meines Mensch-Seins und der mir zugedachten Berufung.
Alle sechs Sonntage haben eine gewaltige, spirituelle Botschaft und Lebenshilfe für uns. So dürfen wir uns diese Zeit nicht entgehen lassen. Durch diese Texte verstehen wir dann auch die Osternacht im besseren Kontext, wenn wir in einem Augenblick unseren „Taufbund“ erneuern. Mit der Absage an das Böse, widersagen wir alldem, was uns in unserem Mensch-Sein behindert und nehmen die Chance von Ostern auf, als „neuer, gewandelter“ Mensch zu leben.
In diesem Sinne, wünsche ich uns allen eine gesegnete und gnadenreiche Fastenzeit, ein frohes und gesegnetes Osterfest 2024.
Pfarrer Nikolaus Vidovic