Pfarre Krems St. Paul

  Paulusfahne in der Pfarrkirche Krems St. Paul
 

Paulusfahne in der
Pfarrkirche Krems St. Paul
-
nach einer Abbildung  des
Kirchenfensters  in der
Klosterkirche
Königsfelden
(Schweiz)

Paulus von Tarsus

Paulus von Tarsus (griechisch Παῦλος, hebräischer Name שָׁאוּל, Scha'ul, davon lat.: Saulus; † um 65, vermutlich in Rom) war nach dem Neuen Testament ein erfolgreicher Missionar des Urchristentums und einer der ersten Theologen der Christentumsgeschichte. In manchen christlichen Konfessionen gilt er als Heiliger.

Als griechisch gebildeter Jude und gesetzestreuer Pharisäer verfolgte Paulus zunächst die Anhänger des gekreuzigten Jesus von Nazaret, dem er nie begegnet war. Doch seit seiner Bekehrung verstand er sich als von Gott berufener „Apostel des Evangeliums für die Völker" (Gal 1,15f). Als solcher verkündete er vor allem Nichtjuden den auferstandenen Jesus Christus. Dazu bereiste er den östlichen Mittelmeerraum und gründete dort einige christliche Gemeinden. Durch die Paulusbriefe blieb er mit ihnen in Kontakt.

Herkunft und Bildung

Nach Apg 22,3 stammte Paulus aus einer strenggläubigen jüdischen Familie aus Tarsus in der damaligen römischen Provinz Kilikien, einem Landstrich in der heutigen Südtürkei im Grenzgebiet zu Syrien. Diese Hafenstadt war damals ein bedeutendes Handelszentrum mit einer größeren jüdischen Diaspora-Gemeinde, wie es sie in vielen Küstenstädten des Mittelmeerraums gab.

Von seinem Vater erbte Paulus nach Apg 16,37; Apg 22,28 das römische Bürgerrecht, das nur eine Minderheit der jüdischen Reichsbewohner besaß. Darauf soll er sich – nach Lukas – später erfolgreich in Konflikten um seine Mission berufen haben. So zum Beispiel bei der Gefangennahme in Rom (Apg 21,37-40 SLT; Apg 22,23-30 SLT).

Lukas führt ihn mit dem jüdischen Vornamen Saulus ein (Apg 7,58; Apg 8,1.3), der von Saul (hebräisch שָׁאוּל), dem ersten König Israels, abgeleitet ist. Wie dieser stammte seine Familie aus dem Stamm Benjamin (1 Sam 9,1), der als der kleinste der Zwölf Stämme Israels galt. Zur Erklärung des Namens Paulos (griechisch παΰλος, lateinisch Paulus oder Paullus, was „klein" bedeutet) werden verschiedene Hypothesen diskutiert, darunter, dass „die Namensverleihung mit persönlichen Beziehungen des Vaters des Paulus, etwa mit seinem Patronus, zusammenhängen mag". Danach wäre Paulus Bestandteil eines römischen Namens. Paulus selbst verwendete ihn immer in seinen Briefen.

Lukas erwähnt den Doppelnamen beiläufig erst in Apg 13,9. Saulus wechselte seinen Namen also nicht wegen seiner Bekehrung und Taufe zu Paulus, wie es die bekannte Redewendung vom Saulus zum Paulus irrtümlich nahelegt, sondern trug beide Namen seit seiner Geburt. Mehrsprachige Vor- oder Doppelnamen waren damals unter Diasporajuden üblich. Allerdings war der Name Paulus unter ihnen sehr selten.

Paulus selbst betonte zwar den völligen Wesenswandel, der ihm durch Jesus Christus widerfuhr, brachte diesen aber nicht mit einem Namenswechsel in Verbindung. Er verwahrte sich entschieden dagegen, diesen Wandel als Aufgabe seines Judeseins misszuverstehen. Gegenüber innerchristlichen Gegnern hob er seine jüdische Abstammung später immer wieder hervor (zum Beispiel Phil 3,5f):

„... einer aus dem Volk Israel, vom Stamme Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, nach dem Gesetz ein Pharisäer ..."

Demnach wurde Paulus wohl schon in seiner Jugend zu einem Toralehrer ausgebildet. Obwohl in Tarsus geboren, wuchs er laut Apg 22,3 in Jerusalem auf und wurde dort vom damals berühmten Rabban Gamaliel I. unterrichtet. Seine Briefe zeigen sowohl solide Kenntnisse des Tanach als auch hellenistischer Rhetorik, Redeformen und Briefschemata. Sie gebrauchen viele Begriffe der hellenistischen Popularphilosophie – besonders der Stoa –; zugleich grenzte sich Paulus als Christ später bewusst von der im Diasporajudentum gepflegten Weisheit ab (1 Kor 2,1–4). Die von Lukas stilisierte Paulusrede auf dem Areopag (Apg 17) wird daher als spätere apologetische Umdeutung genuin paulinischer Kreuzestheologie beurteilt.

Nach jüdischem Brauch lernte Paulus neben seiner Schriftausbildung auch das Handwerk des Zeltmachers, vergleichbar mit dem des Teppichwebers (Apg 18,3). Mit dieser Tätigkeit verdiente er auch später als christlicher Missionar seinen Lebensunterhalt (1 Thess 2,9 und 1 Kor 4,12).

Fixpunkte und relative Reisefristen

Ausgangspunkt für die Datierung der paulinischen Missionsreisen ist eine Angabe in Apg 18,12: Danach wurde Paulus gegen Ende seines Aufenthalts in Korinth dem römischen Statthalter Lucius Junius Gallio vorgeführt. Nach einer in Delphi gefundenen Inschrift[3] bekleidete Gallio dieses Amt wohl von Frühsommer des Jahres 51 bis Frühsommer 52. Zudem erwähnt Apg 18,2 ein Edikt des Kaisers Claudius, wonach die Juden Rom verlassen mussten: Dieses wird auf 49 datiert. Demnach war Paulus 50/51 n. Chr. für etwa anderthalb Jahre in Korinth. Von da aus werden die übrigen chronologischen Daten ungefähr errechnet.

Nimmt man als wahrscheinliches Todesdatum Jesu das Jahr 30 an und addiert die Jahresfristen in Gal 1–2, dann wurde Paulus im Jahr 32 oder 33 Christ und begann dann seine Missionstätigkeit. Die Angaben von Apg 7/8, wonach Paulus die Steinigung des Stephanus in Jerusalem beaufsichtigte, werden nicht durch seine Briefe bestätigt.

Um 48 müsste Paulus aus Antiochia aufgebrochen sein (Apg 15,40). Etwa 46/47 unternahm er mit Barnabas eine Missionsreise durch Zypern und Kleinasien – das Gebiet der heutigen Südtürkei –, besuchte Athen (Apg 17 und 1 Thess 3,1–5) und gründete Gemeinden in Thessaloniki und Philippi (Apg 16–17 und 1 Thess 2,2). Um 46 besuchte er Jerusalem (Apg 12,25) – möglicherweise, um eine Kollekte zu überbringen (Apg 11,30 und Gal 2,10). Diese Kollektenübergabe wird oft mit einer Hungersnot in Palästina in Verbindung gebracht, die der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus für die Mitte der 40er Jahre angab.

Den Zeitraum vor diesem Besuch beschreibt Paulus im Galaterbrief: Auf seine Bekehrung folgten Aufenthalte in Arabien und Damaskus. Drei Jahre danach habe er erstmals die Jerusalemer Urgemeinde besucht und dort Petrus und Jesu Bruder Jakobus getroffen (Gal 1,17f; vgl. Apg 9,26–30). Dann missionierte er in Syrien und Kilikien (Gal 1,21), also wohl in Tarsus und Antiochia. Vierzehn Jahre nach seiner Bekehrung besuchte er zum zweiten Mal Jerusalem (Gal 2,1–10).

Von Korinth aus reiste Paulus nach einer kurzen Zwischenstation in Antiochia (Apg 18,23) nach Ephesus, wo er etwa 52 bis 56 blieb (Apg 19,1.8.10; Apg 20,31). Danach reiste er über Makedonien wieder nach Korinth, wo er einen Winter verbrachte (unter anderem 2 Kor 2,12f; Apg 20,1f). Im Frühjahr 57 muss er dann nach Jerusalem aufgebrochen sein (Apg 20,3 und Röm 15,25ff). Dort wurde er vom Statthalter Marcus Antonius Felix verhaftet und zwei Jahre lang in Gewahrsam in Cäsarea gehalten (Apg 20ff). Im Jahr 59 trat der neue Statthalter Porcius Festus sein Amt an: Erst jetzt konnte Paulus an den römischen Kaiser appellieren und wurde nach Rom verschifft.

Wann das so genannte Apostelkonzil stattfand, ist ungewiss. Nach Gal 2,1–10 fiel es mit dem zweiten Jerusalembesuch des Paulus zusammen, nach Apg 15 mit einem dritten. Auch die Details beider Erzählungen – Reiseanlässe, Reiseergebnisse, Reisezeiten – stimmen nicht überein. Für einige Historiker berichten die beiden Texte daher über verschiedene Ereignisse. Die meisten Exegeten gehen davon aus, dass sich das Aposteltreffen nach dem Tod Herodes Agrippas (44 n. Chr.) ereignete, vermutlich zwischen 46 und 48.

Quelle: Wikipedia (07.04.2012)