Monatsblatt 2021/06
Der Diakonat und seine Aufgaben
Was mit den Konzilsvätern im II. Vatikanum seinen erneuten Anfang nahm, wurzelte bereits zur Zeit der Apostel: das Amt des Diakons. So schreibt Lukas in der Apostelgeschichte: „Brüder, wählt aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit; ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen. … Sie ließen sie vor die Apostel hintreten und diese legten ihnen unter Gebet die Hände auf.“
Durch Handauflegung und Gebet wird man zum geweihten Diakon, der zwar kein Laie mehr ist, aber auch kein Priester. Diakone sind vielmehr Diener, wie es auch eine Übersetzung des griechischen Ursprungswortes ausdrückt. Sie sind amtliche Zeugen dafür, dass die Kirche zum „Dienst“ verpflichtet ist. In der frühen Kirche oblag den Diakonen vor allem die Sorge um die Armen und Benachteiligten. Dass es beim „Dienen“ zwar auch, aber nicht nur um weltliche und leibliche Anliegen ging, strich auch der hl. Ignatius von Antiochien am Beginn des 2. Jahrhunderts hervor: „Ihr seid Diakone der Mysterien Jesu Christi … und nicht Helfer bei Speis und Trank, sondern Diener der Kirche Gottes“. Eine weitere Schlüsselstelle des Neuen Testamentes ist der erste Brief an Timotheus, in dem zu den Voraussetzungen zum Diakonendienst und zum Leben des Diakons Stellung genommen wird: Man solle den Kandidaten vorher prüfen und nur wenn er unbescholten ist, soll er seinen Dienst ausüben. Im Laufe der Zeit wurde das Amt des Diakons immer mehr zurückgedrängt, sodass es bereits am Ende des ersten Jahrtausends zum bloßen Durchgangsstadium für die Priesterweihe wurde. Das II. Vatikanum erkannte jedoch seinen Eigenwert und seine Bedeutung in der Wiedereinführung des „Ständigen Diakonats“ – nicht zum Priestertum, sondern zur Dienstleistung werden Diakone geweiht. Um Diakon zu werden, bedarf es einerseits der persönlichen Berufung, andererseits auch der Eignung. Nach einer grundlegenden theologischen Ausbildung und Erfüllung zahlreicher Voraussetzungen folgt über vier Jahre hindurch die eigentliche Ausbildung zum Diakon.
Hierbei werden folgende Dimensionen gestaltet: Menschliche Bildung (Kommunikationstraining und Gesprächsführung, Persönliches Wachsen durch die Ausbildungsgruppe), spirituelle Formung (Hinführung und Bestärkung zu einem geistlichen Leben, das dem Amt des Diakons entspricht; Klärung der Berufung) und pastorale Ausbildung (Einführung in die konkreten Aufgabenfelder in der Verkündigung, Liturgie, Caritas und Pfarrarbeit). Diakone haben die Aufgabe, das Volk Gottes im Dienst am Wort, an der Liturgie und der Nächstenliebe zu unterstützen. Eine Erläuterung dieser Trias soll nachstehend gemäß der „Österreichischen Rahmenordnung für den Ständigen Diakonat“ erfolgen:
Diakonie des Wortes:
Bei der Weihe übergibt der Bischof dem Diakon das Evangelienbuch mit den Worten: „Empfange das Evangelium Christi: zu seiner Verkündigung bist du bestellt. Was du liest, ergreife im Glauben; was du glaubst, das verkünde; und was du verkündest, das erfülle im Leben“. Der Diakon ist beauftragt, das Evangelium zu verkünden, zu predigen und das Volk Gottes gemäß der Lehre der Kirche zu unterweisen.
Diakonie der Liturgie:
Quelle und Höhepunkt des Wirkens der Diakone ist und bleibt der Dienst an der Feier der Eucharistie. Er ist nicht der, der das eucharistische Mysterium vollzieht, sondern er stellt am Altar die Heilswirkung des Kreuzes dar, wie sie gerade gegenüber den Schwachen, den Armen und Ausgegrenzten durch den Dienst der Nächstenliebe verkörpert wird. Zum liturgischen Dienst zählt neben der feierlichen Verkündigung des Evangeliums die Spendung der Kommunion während und auch außerhalb der Eucharistiefeier. Des Weiteren darf der Diakon die Taufe spenden, der kirchlichen Eheschließung assistieren und Begräbnisfeierlichkeiten und Segnungsfeiern leiten.
Diakonie der Nächstenliebe:
Diakone sind hauptverantwortlich in der Diakonie der Nächstenliebe tätig. Was Sorge des Bischofs, Aufgabe der Priester und des ganzen Gottesvolkes ist, wird dem Diakon als besonderer Dienst übertragen und prägt sein Leben und Wirken. Er soll sich bemühen, „unterschiedslos allen zu dienen, und dabei den Leidenden und Sündern besondere Aufmerksamkeit schenken“.
Auch die Sorge für die Menschen, die der Kirche noch fern stehen oder sich von dieser entfremdet haben, gehört zu seiner Aufgabe. Diakone sind angehalten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu suchen und so Sorge zu tragen, dass die Kirche als ganze ihrem diakonalen Auftrag besser gerecht werden kann.
Mario Flitsch
Fotos: Weihe des Hl. Laurentius zum Diakon durch Papst Sixtus, Freskenzyklus in der Capella Niccolina, Vatikan - Foto: Wikipedia gemeinfrei
Diakonweihe von Augustinerchorherr Quirinus Greiwe durch Weihbischof Anton Leichtfried im Jahr 2016 in der Pfarre Krems-St. Paul