Monatsblatt 2020/06
Was feiern wir zu Fronleichnam?
"Fest des Lebens und Blutes Jesu Christi"
Weihrauch, Blumenteppiche, geschmückte Häuser, Straßenaltäre und weiße Kommunionkleider: Mit farbenfrohen Prozessionen und Gottesdiensten unter freiem Himmel feiern Katholiken Fronleichnam.
Fronleichnam, das heute wie jedes Jahr am zweiten Donnerstag nach Pfingsten oder 60 Tage nach Ostern gefeiert wird, ist vielleicht das katholischste Kirchenfest: Weder die evangelischen noch die orthodoxen christlichen Kirchen kennen eine ähnliche Feier.
Das Wort „Fronleichnam“ geht auf das mittelhochdeutsche „vron“ – „Herr“ und „lichnam“ – „lebendiger Leib“ zurück. Mit der Feier der Heiligen Messe zelebrieren die Gläubigen das Geheimnis der Eucharistie: Die leibliche Gegenwart Jesu in den Gestalten von Brot und Wein. Im Mittelpunkt der feierlichen Prozession ist eine Monstranz mit Hostie, die durch die Straßen getragen wird.
Fronleichnam wurde bereits 1264 durch Papst Urban IV. in den Status eines Festes erhoben. Dem ging jedoch eine Vision der Juliana von Lüttich voraus, der Jesus Christus im Traum erschienen war und einen fehlenden Feiertag anmahnte. In den folgenden Jahren sollten sich die charakteristischen Eigenschaften des Feiertags ausprägen: Thomas von Aquin verfasste ein Proprium für Messe und Stundengebet, und die ersten Fronleichnamsprozessionen fanden bereits etwa zehn Jahre nach der Erhebung des Feiertags zu einem gesamtkirchlichen Feiertag statt. Dabei war es in Österreich üblich, entlang der für die Prozession vorgesehenen Wege nur als hochwertig angesehenes Getreide wie Weizen und Roggen zu säen und so die tief empfundene Ehrfurcht vor Jesus Christus auszudrücken.
In Anlehnung an das bereits im Mittelalter übliche Ausschmücken der Prozessionswege wird auch heute noch zu Fronleichnam in Österreich die Prozessionsroute mit Birkenzweigen und Bildern aus einzelnen Blütenteilen ausgeschmückt. Ganze Blumenteppiche schmücken in dieser Zeit die Straßen Österreichs. Mittelpunkt der Prozession ist die von einem Priester getragene Monstranz, die den Leib Christi enthält. Von ihr aus werden zu Fronleichnam Segenssprüche in alle Himmelsrichtungen des Landes gesprochen und Fürbitten gehalten.
Den Fronleichnamsprozessionen geht die heilige Messe voraus, durch welche die Verknüpfung des Festes mit dem letzten Abendmahl und dem Sakrament der Eucharistie deutlich wird.
Ohne das tägliche Brot gibt es kein Leben.
Ohne das Lebensnotwendige für alle gibt es keinen Frieden.
Herr, du bist das Brot für alle geworden.
Hilf uns, das Brot zu teilen.
Hilf uns, ein Werkzeug des Friedens zu werden für alle.
Irmgard Maria Vogl