Monatsblatt 2020/04
Ostern 2020
Liebe Pfarrgemeinde!
Liebe Mitchristen!
Vielleicht finden wir das folgende Wort in der Auswahl für das Wort des Jahres 2020: QUARANTÄNE. Sicher ein aussichtsreicher Kandidat - neben Corona-Virus und Ausgangssperre.
Wer hätte vor zwei Monaten gedacht, dass es je so weit kommen würde: wochenlange Ausgangssperre in ganz Österreich, verordnete Quarantäne im gesamten Bundesland Tirol und in weiteren Gemeinden sowie für jene Personen, die positiv getestet wurden oder Kontakt zu einer infizierten Person hatten.
QUARANTÄNE. Der Begriff kommt übrigens vom lateinischen Wort „quadraginta“, das bedeutet „vierzig“. Denn: Bereits im 14. Jahrhundert wurden in Italien möglicherweise Infizierte über einen Zeitraum von 40 Tagen isoliert.
40 Tage – das erinnert aber auch an die Fastenzeit. 40 Tage der Vorbereitung auf das Osterfest, an dem wir den Tod und die Auferstehung Jesu feiern. Die Ereignisse um das Jahr 30 nach Christus sind tatsächlich brisant: Ein Mann aus Nazaret namens Jesus, der drei Jahre lang eine unglaubliche Faszination auf die Menschen ausgeübt, zu ihnen gesprochen und sie geheilt hat, stirbt wie ein Verbrecher am Kreuz. Sein Leichnam wird in ein Tuch gewickelt, in ein Felsengrab gelegt, ein Stein vor den Eingang gerollt und das Grab von Soldaten bewacht. Aus. Vorbei. Oder doch nicht? Am dritten Tag ist der Stein weg, das Grab leer und kein Leichnam in Sicht. Und dann begegnet der Auferstandene jenen, die mit ihm unterwegs waren, Frauen und Männern…
Auferstehung! Wie realitätsfern schien dieser Gedanke bis dato! Maximal etwas, das nach dem Tod eintritt – also weit, weit weg…
2020 ist anders. Die Erfahrung einer mehr-wöchigen Ausgangssperre – gerade während der Fastenzeit, der vorösterlichen Quarantäne, – weckt viele Sehnsüchte: wieder hinauszugehen, Verwandte und Freunde zu treffen, gemeinsam zu feiern… ganz konkret: die Sehnsucht nach Auferstehung.
Noch ist die Quarantäne nicht vorüber: Nützen wir die (nun vorhandene) Zeit, auch in uns zu schauen, in welche Gräber wir uns oft ein-geschlossen haben – Konflikte, Schuld, Hass, Neid, Selbstmitleid… – und wagen wir den Schritt, aus unseren Gräbern herauszugehen und wirklich Auferstehung zu feiern!
Ich wünsche Ihnen ein echtes Fest der Auferstehung!
Christoph Weiss, Pfarrer