Am 10. Juni 2012 wurde im Rahmen eines Festaktes im Lehenhof Ditz das 900-Jahr-Jubiläum von Weinzierl gefeiert.
Schon Anfang des 12. Jahrhunderts wird die Ansiedlung der vinitores - Weinzierl (Weinhauer) östlich von Krems entstanden sein. So erhält bei seiner Gründung 1112 das Augustiner-Chorherrenstift St. Georgen unter anderem auch Weingartenbesitz in uuivinzirlin.
Der Ort
Ca. 1125 werden Weingärten in der Ried Teillant als Salzburger Besitz genannt, ca. 1160 erschien erstmals der Weinzierlberg (mons vinitorum), wo Mondsee Weingärten hält. Schließlich wird in einem Wunderbericht von 1209 eine Chunigunt von Weinzierl bei Krems genannt. Sie unternimmt eine Wallfahrt zu neu aufgefundenen Reliquien nach St. Pölten und erlangt dadurch ihre Heilung.
Das Beraitungsbuch ("beraiten" = berechnen, hier die steuerlichen Abgaben) vermerkt 24 steuerpflichtige Häuser. Dazu kommen die Anwesen der 20 Lehner, die ihre Abgaben direkt an die herzogliche Kammer (über das Schlüsselamt) entrichten. Mit den ca. 8-1 Freihöfen (z.B. Stiftsbesitz) zählte Weinzierl als damals über 50 Häuse. Die geschätzte Zahl erhöhte sich in den folgenden Jahrhunderten, denn der Niederösterreichische Topographische Landesschematismus von 1796 weist 75 Häuser aus.
Die Lehnergemeinschaft - Die 20 Lehner
Vom 25. März 1340 stammt das Weistum über die Rechte der Lehner, das ihnen Herzog Albrecht II. bestätigt hat. Hier werden die Sonderrechte der landesfürstlichen (herzoglichen) Lehner festgelegt. Ob es sich dabei um die älteste schriftliche Fixierung handelt bleibt offen, denn der Inhalt ist in seiner Substanz wesentlich älter.
Jeder dieser Lehner hatte 1 Joch landesfürstliche Weingärten zu bebauen, wofür ihm nur ein geringer Teil als Entschädigung zustand ("der 11. Eimer und der nasse Trester"). Dafür genossen sie aber in anderen Bereichen besondere Privilegien, diese bestanden vor allem in Form von Steuervorteilen.
Die Kirche St. Anton und das zugehörige Hospital
Als die "Sichen datz sand Antonio vor der Stat" erscheinen Kirche und Hospital erstmals in einer Schenkung 1315, doch wird die auf Grund von Bauformen des Kirchenturmes spätestens im 13. Jahrhundert erfolgt sein.
Bezeichnungen wie "leprosorum" oder "Sundersiechen"-Haus machen deutlich, dass das Spital der "Absonderung" von mit ansteckenden Krankheiten Behafteten diente. Dies erklärt auch die Anlage abseits der Stadt "extra muros". Dazu ist der hl. Eremit Antonius deer Patron der unheilbar Kranken, und zu diesen Krankheiten zählte besonders die gefürchtete Lepra.
Denk Charakter als Spital hat St. Anton im Laufe der Zeit verloren und diente schließlich als Armenhaus. Dieses wurde 1795 mitsamt der Kirche und dem von einer Mauer umgebenen Grundstück vom Bürgerspital an die Freie Lehnergemeinde Weinzierl verkauft. Die "Zwanzig Lehner" kamen 1869 einer eingegangenen Verpflichtung nach, ein neues Benefizhaus zu erbauen und errichteten 1876 den heute noch bestehenden Lehnerfriedhof. 1977 wurde von den Lehner das Patronat über die St. Antonius Kirche an die Diözese St. Pölten übergeben.
Der freiwillige Zusammenschluss mit Krems 1905
Am 16. Februar 1904 fand die erste Sitzung von Vertretern beider Gemeinden über einen möglichen Zusammenschluss statt. Das Interesse der Stadt lag vor allem in einer Ausweitung der Bautätigkeit nach Osten und einer Vergrößerung des Gemeindegebietes.
Dagegen war man sich in der Stadt Krems einig, dass die Vorteile bei Weinzierl lagen, da diese Gemeinde (1904: 624 Einwohner, 71 Häuser) notwendige Infrastrukturen nicht aus Eigenem bestreiten könnte.
Am 9. Jänner 1905 fasste der Kremser Gemeinderat den diesbezüglichen Beschluss, und mit Juni 1905 wurde der freiwillige Zusammenschluss vollzogen.
(Quelle: Zur Ortsgeschichte von Weinzierl - Dr. Ernst Englisch)