„Wer sich auf Gott verlässt, ist nicht verlassen!“
Liebe Pfarrgemeinde, liebe Freunde von Krems-St. Paul!
Zum gegebenen Anlass kommt dieser Brief etwas anders als ihr es gewohnt seid. Gegen alle Unsicherheiten unseres Lebens und der jetzigen Situation möchte uns die Adventzeit die Botschaft vermitteln, dass wir uns auf den, der da kommen wird, verlassen können. Er ist der Gott-mit-uns, Emmanuel – er gibt uns die nötige Sicherheit. Mit seiner Geburt und Erlösung hat er einen Bund mit uns geschlossen, wie uns die Propheten nicht müde werden zu versichern. Mit dem Fest Weihnachten kommt er uns entgegen und streckt uns seine beiden Hände entgegen; unsere Aufgabe ist es, sie zu ergreifen!
Auf meinem Nachtkästchen befindet sich eine Schnitzerei aus dem Grödnertal: „In deiner Hand“ (siehe Bild). Immer, ob ich aufstehe oder mich niederlege, schaue ich auf diese Skulptur: eine etwas überdimensionale Handmulde. Darin ruht ein Kind mit einem ruhigen, schlafenden Blick. Es vermittelt den Eindruck eines erschöpften Menschen. Doch was beruhigend wirkt: Das Kind wird von dieser Hand gehalten und fühlt sich geborgen. Es suggeriert dem Betrachter: Hier, in dieser Hand bist du geborgen.
Ganz ähnlich erfahren auch wir in unserem Leben immer wieder: Da gibt es Hände, die Geborgenheit und Liebe schenken. Manche denken vielleicht an die Hand eines geliebten Menschen, eines Partners, die einem bewusst macht: Du bist nicht allein. Dabei denke ich auch an Menschen, denen aufgrund ihres Berufes Sorge und Verantwortung in die Hand gelegt wurden, wie etwa Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern und Priestern, Seelsorgerinnen und Seelsorgern. Von diesen Händen erwarten wir Hilfe für Körper, Geist und Seele.
Jemanden in der Hand haben – das kann auch ein ganz anderes Bild wecken: einen Marionettenspieler, der die Fäden seiner Puppen in der Hand hält. Er bestimmt, was auf der Bühne des Theaterkastens gespielt wird. Manchmal kommt es Menschen in ihrer Arbeitswelt so vor: In den Händen anderer liegt es, welche Vorstellungen gegeben werden …
Der Adventprophet Jesaja entwirft in den Lesungen ein wunderbares Bild für die Hand des kommenden Messias. Er ist ein Gott, der unsere Hand ergreift und der zu uns sagt: Fürchte dich nicht. Vertraue mir, an meiner Hand wird es dir an nichts mangeln. In seiner Hand sind wir geborgen. Die Evangelien berichten immer wieder, dass Jesus die Menschen, die ihr Leben nicht mehr in der Hand hatten, ergriffen hat – mit seiner Hand, ihre Hände. Er ermöglichte ihnen Heilung an Seele und Leib und erweckte sie dadurch zum Leben.
Gerade in diesem Advent ist es eine gute Zeit dieser Leitung durch die Hand Gottes wieder Vertrauen zu schenken. Auf diese Hand dürfen wir uns verlassen, weil sie in der Geschichte schon so viel Gutes gewirkt hat. Im kommenden Messias streckt Gott uns seine gute Hand entgegen. Deshalb wird in vielen Krippendarstellungen das Jesuskind mit weit geöffneten Händen gezeigt! Es scheint, als würde Jesus in der Krippe dem Betrachter sagen wollen: Gib dich in meine Hände. Sie sind stark, sie halten dich. Ich lasse dich niemals los – vertraue mir nur!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Angehörigen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein friedvolles Jahr 2026.
Ihr Pfr. Nikolaus Vidovic